Meine Geschichte - la mia storia

 

Ich wuchs wohlbehütet als Jüngste von vier Geschwistern auf. Mein Vater, ein angesehener Kaufmann aus Genua, sowie meine Mutter, eine Tatarin vom Schwarzen Meer, verwöhnten mich nach Strich und Faden. Gemeinsam mit meinen drei Brüdern wurde mir eine ausgezeichnete Bildung zuteil, was ungewöhnlich für ein Mädchen war und doch wollte ich schon früh viel mehr als mir zustand.

So oft es mir möglich war flüchtete ich mich in das Handelskontor meines Vaters, wo ich ihm schon bald eine größere Hilfe war als meine Brüder, die lieber der holden Weiblichkeit nachstiegen oder Ritterehren erlangen wollten. Sehr zum Verdruss der Mutter interessierte ich mich offenkundig mehr für den Handel, fremde Länder und Kulturen wohl aber nicht für Handarbeiten und Haushalt.

Ich wuchs heran und es kam die Zeit, in der mein ältester Bruder begann mir nachzustellen. Ausgerechnet er, der als Schönling und Weiberheld in halb Genua verschrien war. Die Reaktion meines Vaters drauf – ich wurde ins Kloster gesteckt, denn Schuld ist immer das Weib, nie der Mann.

Die Monate im Kloster wurden für mich zur Qual. Ich, die ich stets das bekommen hatte, wonach mein Herz verlangte, musste mich von heute auf morgen mit der demütigen Rolle einer Dienerin des Herrn abfinden. Die Nonnen brachte mir alles bei, um eines Tages ein sanftes und unterwürfiges Eheweib zu werden, ein Umstand vor dem es mir schon bald graute, denn nichts liebte ich mehr als meine Selbständigkeit. Und so begann ich hinter den dicken und kalten Klostermauern zu rebellieren. Meine Aufmüpfigkeit bescherte mir daher oft Strafarbeiten im Klostergarten, was mir jedoch sehr zugute kam. Eine der Nonnen bemerkte mein Interesse für die Kräuter- und Heilkunde und gab ihr ganzes Wissen an eine dankbare Schülerin weiter.

Ich weiß nicht mehr wie es sich ereignete - und eigentlich will ich die genauen Umstände auch gar nicht mehr wissen – da bekam ich frei vom Klosterleben um bei einem Fest im Schoß der Familie anwesend sein zu dürfen. Was mir noch in Erinnerung geblieben, ist mein Bruder Alessandro, der mittlerweile auch noch das Glücksspiel zu seinen Leidenschaften zählte, wobei das Glück ihm nicht immer hold war. Da mein Vater es leid war seine Schulden zu bezahlen, mussten andere Mittel her. In mir fand er dieses Mittel, denn er verhökerte mich an seine Kumpane um im Gegenzug schuldenfrei zu sein.

Glücksspieler und Zechkumpane, eine unheilvolle Kombination. Indes wusste ich mir zu helfen – mit einem Pulver, welches mit ihrem Wein vermischt, sie zum Schlafen bringen sollte. Mein Plan gelang letztendlich, doch werde ich die Zudringlichkeiten der beiden jungen Männer nie vergessen eh das Pulver seine Wirkung zeigte.

Nach diesem Vorfall traute ich mich nicht mehr unter die Augen meiner Familie, obgleich ich eh wieder ins Kloster sollte. Doch war da die Angst vor meinem Bruder. Im Schutz der Dunkelheit schlich ich mich ein letztes Mal in mein geliebtes Zuhause um ein paar Sachen zu packen und an Geld und Schmuck mitgehen zu lassen was sich auf die Schnelle anfand.

Für ein Mädchen aus gutem Haus erwies sich das neue Leben als alles andere als ein Zuckerschlecken. Auf mich alleingestellt gab es nur noch den täglichen Kampf ums Überleben.

Halb verhungert wurde ich von einem jungen Araber aufgelesen, der sich meiner erbarmte – Tariq. Dankbar für seine Hilfe folgte ich ihm von nun an wie ein treues Hündchen, ohne zu wissen welche Abenteuer mich erwarteten. Gemeinsam zogen wir von Ort zu Ort, über Landesgrenzen hinaus, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen.

Bis dato unbekannte Entbehrungen, unerlaubtes Jagen und Stehlen gehörten nunmehr zu meinem Alltag. Für letzteres entwickelte ich bald ein außerordentliches Geschick. So mancher Geldbeutel wechselte im Gedränge eines Marktes seinen Besitzer. Geschickt war ich auch mit dem Dolch, was sich eines Tages als mein Glück herausstellen sollte. Seine Klinge färbte sich blutrot, als Strauchdiebe meinten leichtes Spiel mit einem hilflosen Weib zu haben. So ward ich neben einer Diebin auch noch zur Mörderin.

Eines Morgens wachte ich alleine auf, vom Araber keine Spur. Was von ihm blieb war ein Name – Sahabat, später Sahar.

So zog ich alleine weiter und kam irgendwann in einem kleinen Ort namens Amstetten an. Die Gegend gefiel mir und ich beschloss für einige Tage hier zu bleiben.

Aus den Tagen wurden Wochen und diese zu Monaten. Die windschiefe Hütte, in der ich vorübergehend gehaust hatte, tauschte ich schon bald mit einem kleinen Bauernhaus. Für das ersparte Geld kaufte ich mir ein Feld, das mir als Lebensgrundlage dienen sollte. Menschen kreuzten meinen Weg und ... doch dies ist eine andere Geschichte.

 

 

 



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