04./05. Ernting 1458 – ein Ende und ein Anfang – es geht an Bord

Nun hieß es das Lager am Strand abbrechen, Sachen packen, sich mit genug Proviant für mindestens eine Woche eindecken und im Hafen auf den Kapitän warten. Es steht außer Frage, dass Niemand (!) vor ihm und ohne seine ausdrückliche Genehmigung einen Fuß auf das Deck setzen darf!

Oh was bin ich aufgeregt. Es ist gut zehn Jahre her, dass Papa mich zu sich auf sein Schiff holte. Es war sein Geschenk zu meinem Geburtstag, als ich ihn auf einer Handelsreise im Mittelmeer kreuzend begleiten durfte. Damals war ich nicht weniger angespannt wie heute.

Auch die Pferde sind unruhig. Der Dicke scheut als er von mehreren Matrosen über die Planke an Bord geführt wird. Er ist mir zu sehr ans Herz gewachsen als dass ich ihn hätte verkaufen können. Aber er ist kein Seepferd und ich tue ihm bestimmt keinen Gefallen ihn nun mitzunehmen. Ob ich ihn mit einer Extraportion Karotten besänftigen kann?

Es gibt genug an Bord zu erledigen bevor das Schiff ablegt, doch oft stehe ich untätig an der Reling und überblicke den Hafen. Würde er rechtzeitig da sein oder war all das Hoffen und Bangen vergeblich?

Hannes ist immer noch nicht zurückgebracht worden, da schleiche ich mich kurz vorm Ablegen des Schiffes von Bord. Meine beiden bezahlten Söldner erwarten mich, wie ich es befürchtet habe ohne meinen Sohn und mit wenig erfreulichen Nachrichten. Einen Teil ihres Lohnes erhalte ich zurück und sogar noch einen Weidenkorb als Zugabe. Sein Inhalt hat mich zunächst schockiert und doch kann ich ihn nicht abweisen. Das alle an Bord mit sich und dem Schiff beschäftigt sind kommt mir nur zu gute. So gelangt besagter Korb in aller Heimlichkeit an Bord und weiter in meine Kajüte.

Nur einmal verlasse ich an diesem Abend mein Quartier. Als das Schiff den Hafen von Parenzo verlässt, stehe ich an der Reling. Tränen bahnen sich stumm ihren Weg über die Wangen. Worte kommen flüsternd über meine Lippen – ein Versprechen mir Hannes zurückzuholen. Wer mich kennt weiß dass ich mit Versprechungen sparsam umgehe. Ich gedenke weder zu vergessen noch zu verzeihen. Nella mia vita, prometto ....!

 06. Ernting 1458 – eine Seefahrt die ist  ... lausig

Meine große Klappe ist bedeutend kleiner geworden. Das liegt nicht an der relativ kurzen Nachtruhe und diesem verdammt gut aussehenden Matrosen, der seinem Auftrag sehr  gewissenhaft nachkam und sämtliche bewegliche Dinge in meiner Kajüte sicherte.

Es lag auch nicht am Inhalt des Weidenkorbes, welcher mich bereits vor Tagesanbruch das Bett verlassen ließ. Auf der Suche nach einem geeigneten Ort an dem sich mein Magen ungestört erleichtern konnte, kam ich an der Kombüse vorbei. Der Duft frisch gebrühten Kaffees ließ mich noch schneller an Deck gelangen als gewöhnlich.

Aber noch etwas Anderes scheint in der Luft zu liegen – Anspannung. So zumindest mein Eindruck. Maxl bekam ich den ganzen Tag nicht zu sehen, möglich dass er einen passenden Matrosenanzug für mich sucht. Auch Marci wirkte nicht so locker wie gewöhnlich, die Unterhaltung mit ihm war ...                              ... oh man, ich muss hinaus an die frische Luft ...

07./08. Ernting 1458 – eine Frage des Windes

Gegenwind – nichts als Gegenwind – und dies seit Reisebeginn. Die Männer schimpfen, weil wir nur mühsam vorwärts kommen. Wir Frauen wiederum schimpfen, weil es sich so schlecht über Bord ... nun ja, ich werde das Thema wohl besser nicht weiter erörtern. Nur so viel, mein Magen hat sich beruhigt und ich bekomme langsam „Seebeine“, was bedeutet, ich stakse nicht mehr so unbeholfen umher.

Maxl ist noch nicht dazu gekommen den angekündigten Matrosenanzug zu besorgen. Letztendlich denke ich, er wollte mich damit nur erschrecken. Freiwillig lasse ich mich eh  nicht in eine grobe Hose und ein kratziges Männerhemd stecken. Nein nein ...

Auch wenn die Übelkeit sich gelegt hat, so verbringe ich dennoch viel Zeit in meiner Kajüte. Der Inhalt des Weidenkorbs hat mich ganz in seinen Bann gezogen, da vergesse ich sogar den Vorsatz Fisch für die Tiere zu besorgen. Morgen werde ich mir eine lange Schnur besorgen und Mehlwürmer aus dem Brot polksen. Ob Salzwasserfische auf die selben Köder hereinfallen wie ihre Artgenossen im Süßwasser?

09. Ernting 1458 – Männer und Mode

Maxl hat es nicht vergessen und stand mit einer Auswahl an „praktischer“ Seemannskleidung vor meiner Kajüte. Der Anblick der Sachen verschlug mir die Sprache. Eine Hose und ein Hemd hatte ich erwartet, nicht ein Kleid an dem an der falschen Stelle beim Stoff gespart wurde. Die weiteren Kleidungsstücke erschienen mir noch verwunderlicher. Praktisch mochte das Alles ja sein, da es weder einengte noch in der Bewegungsfreiheit eingeschränkte, doch waren die Sachen eindeutig mehr zur Belustigung der Männer ausgerichtet.

Aber bitte- ich lass mich auf das Spiel ein, wollen wir doch mal sehen, wer am Ende gewinnt.

Noch immer ist kein Land in Sicht, dafür kreuzt jedoch ein weiteres Schiff den Kurs des Falken. Ein gutes Zeichen, dass wir uns nicht verfahren haben. Doch ich werde mich hüten, dies laut zu sagen, nicht das Kapitän und Steuermann denken, ich würde an ihrer Kompetenz  zweifeln. Das tue ich nun wirklich nicht!

Der Abend in der Messe hat mich ganz schön ins Schwitzen und in hochpeinliche Lagen gebracht. Was musste ich auch im kurzen Schwarzen dort erscheinen. Komplimente zu bekommen ist ganz nett, allein schon aus dem Grund, weil ich sie kaum gewohnt bin. Die Gespräche entwickelten sich im Laufe des Abends jedoch in eine Richtung ... uiuiui ...

Vom überkurzen Kleid und lüsternen Matrosenblicken, übereifrigen Italienern und merkwürdigen Seufzern, bis hin zur Diskussion, wer von den Avalos-Brüdern Engelchen und Bengelchen ist. Hach ..., was für ein Abend.

10. Ernting 1458 – kein Land in Sicht

Nix als Wasser, ein Zipfel Land und die Hoffnung nun bald den ersten Zielort zu erreichen, dann ablandiger Wind und wieder nur Wasser ...

Eigentlich war angedacht, heute im Laufe des Abends den albanischen Stadtstaat Lezhě zu erreichen, doch das Wetter hat sich gegen uns verschworen. Wir hätten doch Hühner mitnehmen sollen um eines davon Neptun zu opfern und ihn gnädig zu stimmen. Aber der Kapitän hält ja nichts von solchem Aberglauben. Sind wir eben noch einen Tag länger unterwegs, ist ja nicht weiter schlimm, solange die Vorräte reichen. Ab und an schleiche ich mich heimlich in die Kombüse um etwas Obst oder ein Stück Schiffszwieback abzuzweigen. Ich muss vorsichtig dabei sein um nicht erwischt zu werden, denn der Diebstahl von Lebensmitteln auf einem Schiff wird hart bestraft. Dass das Bier zur Neige geht, damit hab ich allerdings nun wirklich nix zu tun, denn allem Anschein nach bin ich der einzige Teetrinker an Bord.

11. Ernting 1458 – Land voraus

Das Schiff erreicht Lezhě – endlich. Gypsy springt wie verrückt an Deck herum und kann es gar nicht er warten an Land und damit zum nächsten Baum zu kommen. Doch noch heißt es geduldig warten auf die Erlaubnis zum Einlaufen in den Hafen.

Abwarten und Tee trinken, dieser Spruch bekommt eine völlig neue Bedeutung. Dem Kapitän brummt der Schädel. Briefe müssen verfasst werden, um Genehmigungen zum Ankern ersucht werden – Papierkram ohne Ende. Und doch bleibt ihm Zeit zum Scherzen. Wie war das doch gleich: „Wir müssten ja sofort Einlass gewährt bekommen, bei zwei hübschen Damen an Bord.“ Nur woher soll das der hiesige Hafenmeister wissen, wenn er nicht auffindbar ist?

Also heißt es weiter warten und Tee trinken. Ach ja, Torte gab es auch und einen Logenplatz inklusive Sonnenschirm für mich auf dem Achterdeck. Maxl hat es gewiss nett gemeint, doch als dann Mannschaft dann aufmarschierte, das war dann doch zu viel des Guten. Leidtragender der ganzen Aktion war Antonio, der nach einer Ohrfeige meinerseits unter Deck verschwand und den Rest des Tage nicht mehr gesehen wurde.

Wer Antonio ist? Er ist Matrose auf dem Schiff, Italiener und so süß ...

12. Ernting 1458 – Lezhë / Land: Mbretëria e Arbërit / Provinz: Principata e Kastriotit

Am Abend legte ein kleines Boot längsseits des „Falken“ an und ein Bote bat um Erlaubnis an Bord zu kommen. Er überbrachte dem Kapitän die Genehmigung des Hafenmeisters im Hafen von Lezhě zu ankern. Erleichtertes Aufatmen bei Besatzung und Passagieren. Doch mit dem Landgang müssen wir noch bis morgen warten, so die allgemeinen Hafenbestimmungen. Kaum hatte das Schiff am Kai festgemacht, da hielt es Gypsy nicht mehr an Bord. Anordnungen für Zweibeiner sind ihr so was von egal. Runter vom Schiff und erst einmal schnüffeln, Revier markieren und dann erleichtern.

Sehnsüchtig schaue ich nach. Ich muss zwar kein Revier markieren und aber was die Sauberkeit betrifft ... Was würde ich nicht alles für ein warmes Bad geben! 

Stattdessen begebe ich mich in den Laderaum und schau was ich morgen so veräußern könnte. Fisch auf alle Fälle, vielleicht noch das Gemüse. Mit den Anderen sollte ich mich noch absprechen, nicht das wir uns morgen auf dem Markt gegenseitig unterbieten, was schon einmal zu Beginn der Reise passiert ist.

13. Ernting 1458 – Freitag der 13.

Freitag der 13. muss kein Unglückstag sein, dennoch bleibe ich vorsichtig.

Heute heißt es von Bord gehen, die Gesetze des Landes herauszufinden und sich dann ins Marktgetümmel zu stürzen. Es dauert eine Weile eh der Kauderwelsch des Rathausaushanges verstanden ist – albanisch gehört nicht unbedingt zu den einfach zu verstehenden Sprachen. Letztendlich wird sich durch die Dekrete gekämpft und es wird herausgefunden dass es Höchstpreise aber keine Lizenzpflicht gibt. ( * )

Also ab zum Markt und den Fisch unter die Leute bringen. Auch wenn Lezhě am Meer liegt, so herrscht hier doch ein Mangel an Fisch, was extrem verwunderlich ist. Die Menschen hier haben sich der Forstwirtschaft verschrieben.

Gleich am ersten Tag kann ich den Großteil meiner Fische verkaufen, zu einem Preis, da träumt man nur von – bis zu 21,50 Taler hat man mir für den frischesten Fang gezahlt.

Auch die anderen drei der Reisegruppe sind zufrieden mit dem ersten Tag an Land.

Das Handeln auf dem Markt hat aber auch seine Nachteile. Am Abend war so müde, da war ich nur noch froh zurück aufs Schiff und in die Koje zu kommen.

* Es wird sich erst später herausstellen, dass dies ein Irrtum ist.

14. Ernting 1458 – ein Tag zum Faulenzen

Ruhe an Bord, jeder geht heute seinen  Interessen nach. Die Männer sind wieder auf dem Markt unterwegs, Sil erkundet die Stadt, die Matrosen schrubben das Deck und haben dann Freizeit. Die Meisten verlassen das Schiff, kehren in die Hafenkneipen ein oder besuchen Einrichtungen, die ich besser nicht erwähnen sollte.

Mein Tag ist ausgefüllt mit Wäschewaschen, Briefe an die Freunde daheim schreiben, einer langen Unterhaltung mit Antonio – den ich mittlerweile Nino nennen darf – und ansonsten mit süßem Nichtstun. Die Gelegenheit ist günstig und so hole ich heute zum ersten Mal den „blinden Passagier“ an Deck. Große Augen schauen ängstlich drein, ist die Umgebung doch so fremd. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wird jedoch mit Gypsy an der Seite das Deck erkundet. Nino passt auf dass wir nicht von den Schiffseignern überrascht werden.

Alles in allem war es ein schöner Tag, auch wenn mich gegen Abend Schwermut überkommt. In der Nacht weine ich mich in den Schlaf, die Gedanken sind bei meinen beiden Männern. Oh ja, ich ertappe mich des Öfteren sie noch so zu nennen, dabei sollte ich doch wissen, dass dem nicht mehr so ist. Zumindest Jeremias muss ich versuchen zu vergessen, was leichter gesagt als getan ist. Was Hannes jedoch anbelangt, da bin ich in einen Zwiespalt geraten. Hätte ich mehr um ihn kämpfen müssen und nicht auf Jeremias’ Worte vertrauen sollen? Werde ich meinen Sohn je wieder sehen oder habe ich ihn für immer verloren? Bin ich eine schlechte Mutter, weil ich dem Vater des Kindes vertraut habe und ihm nicht hinterher gelaufen bin? Darf ich nicht diese Reise zuende bringen, die vielleicht einmal Remi’s Traum war und den ich ihm kaputt gemacht habe?

Was wäre geschehen, wenn ich vor anderthalb Monaten in Amstetten geblieben wäre? Wäre Jeremias an meiner Stelle jetzt an Bord? Würden Briefe zwischen uns ausgetauscht? Hätten wir uns in der Zeit entfremden und jeder wäre seinen Weg gegangen so wie nun geschehen?

Fragen über Fragen auf die ich nie eine Antwort bekommen werde. Nur eines weiß genau. Wäre ich daheim geblieben, dann könnte ich jetzt erleben wie Hannes aufwächst und er seine Welt erobert. So aber lebe ich in Erinnerungen ...

15. Ernting 1458 – böse Überraschung

Der Tag fängt nicht gerade gut an, meine Laune ist der schlaflosen Nacht entsprechend gereizt. Da hilft es auch nichts, dass ich so gut wie alle Waren verkauft habe und mittlerweile mehr Geld dabei habe als vor Reisebeginn. Geld ist nicht alles im Leben.

Nach dem Besuch des Gottesdienstes, den ich aus reiner Neugierde verfolgt habe, ging es gleich wieder auf das Schiff zurück. Ich wollte mich in meine Kajüte verziehen, doch zog mich das gute Wetter immer wieder an Deck. Marci hatte sich ein Bad in der Adria gegönnt und als er an Bord zurückkam, da wären wir fast zusammengestoßen. Die sich daran anschließende Situation war schon eigenartig. Ich will es nicht als Flirt bezeichnen, das erscheint mir zu übertrieben. Jeremias hätte es wahrscheinlich zur Eifersucht gereicht, was mich an der Stelle fragen lässt, ob er südländische Vorfahren hat. Ich kann mich nicht erinnern, ob es außer Eifersucht und Politik einen dritten Grund gab, der ihn je dazu gebracht hätte aus der Haut zu fahren. 

Nachdem der Tag schon mies begann, sollte er auch wenig erfreulich enden. Zwei Briefe fanden ihren Weg zu mir, der Absender des einen war ein Kunde, dem ich am Vormittag noch das letzte Fleisch verkaufte, der andere Briefschreiber war der Polizeichef persönlich.

Auch die anderen Drei bekamen ähnliche Post. Man machte uns darauf aufmerksam, dass es nicht so ohne weitere gestattet sei, Waren feil zu bieten. Schön zu wissen, jetzt wo fast alles veräußert ist.

Maxl setzte noch am Abend ein Schreiben auf, indem er sich im Namen aller dafür entschuldigte und darauf hinwies, dass wir bestrebt waren uns zu erkundigen, doch keinen Hinweis auf Handelsbeschränkungen fanden.

Ich denke es werden keine rechtlichen Schritte folgen und sollten wir den Stadtstaat nochmals besuchen, sind wir schlauer.

16. Ernting 1458 – Ein Geheimnis, das keines mehr ist

Jemanden zu enttäuschen, ihn zu hintergehen, tut immer weh, besonders wenn man diesen Menschen mag. Maxl war die Enttäuschung über mein Verhalten mehr als deutlich anzusehen als er plötzlich mit dem Inhalt des Weidenkorbes konfrontiert wurde.

Sein Vertrauen und auch das der anderen beiden Avalos-Geschwister habe ich nicht missbrauchen wollen. Ich kann mich nicht damit herauszureden, dass alles so schnell ging an jenem Abend in Parenzo, selbst wenn zwischen Paolos an Bord Kommen und dem Ablegen des Schiffes nicht einmal eine Stunde verstrich.

Mehr als eine Woche habe ich den Jungen in meiner Kajüte versteckt und es grenzt  an ein Wunder, dass Niemand etwas bemerkt hat. Kein leise Wimmern des Kleinen, kein fehlendes Essen aus der Kombüse, niemandem fiel auf, dass ich „Selbstgespräche“ in der Kajüte führte wenn ich doch eigentlich mit Paolo erzählte, nicht einmal die zusätzliche Wäsche (seine Windeln) sind aufgefallen.

Doch nun ist „die Katze aus dem Sack“ oder besser Paolo aus dem Korb heraus. Über seinen Verbleib an Bord wurde noch nicht gesprochen, das heißt, ausser Maxl weiß es noch keiner ...

Was gibt es noch an Neuigkeiten? Die Reisepläne haben sich geändert. Wir segeln nun nicht nach Griechenland sondern zunächst hinüber nach Italien. Die Männer hoffen dort günstig Waren zum Handeln zu erstehen und ich werde endlich die längst überfälligen Hühner an Bord schleppen, den Hahn nicht zu vergessen.

17. – 19. Ernting 1458 – unterwegs nach ..., Italien  Provincia Degli Abruzzi

Nach leichten Problemen kurz nach dem Hieven des Ankers (der Wind spielte nicht so recht mit, wenn ich es genau verstanden habe) ist der „Goldene Falke“ nun auf offener See. Noch immer ist das Wetter tagsüber herrlich, doch es wird zunehmen windiger, sogar leichte Stürme kommen auf. Gestern wäre mir beinahe der Strohhut davon geweht, was ich bedauert hätte. Anders hingegen die komische Mütze die mir Maxl verpasst hat. Einmal auf den Kopf gedrückt hält sie, ruiniert dafür aber die Frisur oder was ich dafür halte. Aber ich spiele ohnehin mit dem Gedanken die lange Mähne einzukürzen. Schon einmal hatte ich sie kurz geschnitten, damals auf der Rückreise aus Bayern. Oh je ..., an dieses Ereignis hätte ich nicht denken sollen, denn sogleich bin ich mit den Gedanken weit weg in der Heimat. Ob Hannes und Jeremias bereits in Amstetten sind?

Ich verbringe nun viel Zeit mit Paolo an Deck. Der Kleine hat sich langsam an das Treiben auf dem Schiff und die Matrosen gewöhnt. Wie gerne würde ich ihm etwas Kindgerechtes zum spielen in die Hand geben. Einmal hatte ich bereits den Knuffelhund von Hannes aus meiner Reisetruhe hervorgeholt, doch letztendlich legte ich ihn, die Tränen nur mühsam zurückhaltend, wieder hinein. Der Hund gehört Hannes und so soll es bleiben!

Ich werde mich mal im Bauch des Schiffes umsehen, es gibt immer etwas Brauchbares wegzufinden was dann umgearbeitet werden kann. Und wenn alle Stricke reißen ... in 1-2 Tagen sollten wir Chieti erreichen.

Als ich an der Messe vorbei kam, hörte ich laute und leicht aufgebrachte Stimmen. Natürlich bin interessierte es mich und daher habe ich gelauscht. Die beiden Herren diskutierten ziemlich heftig über den Verbleib des Bieres, welches alle zu sein scheint. Komisch – ob die Herren auch noch debattieren würden, gäbe es keinen Tee mehr an Bord?

PS: Ich darf nicht vergessen dem werten Konstantin eine Nachricht zu senden, damit er nicht vergeblich in Sankt Georg wartet. 

20. Ernting 1458 – Silvi oder Chieti

 „Land in Sicht“, tönt es aus dem Ausguck. Sofort herrscht reges Treiben an Deck, was mich Paolo ergreifen lässt damit er nicht umgerannt wird. Angesichts der vielen Männer fängt er an zu weinen und es dauert bis ich ihn beruhigt bekomme. Beim Anblick des Kapitäns und seines Steuermannes komme ich ins Stutzen. Sie stecken die Köpfe zusammen und gestikulieren hektisch. Ich schleiche mich näher heran, spitze die Ohren und schnappe einige Brocken auf. Da ist die Rede von einem Ort namens Silvi, nördlich von Chieti, zu viel Wind, der uns nach Nordwesten driften ließ ... Meiner Ansichtig geworden, ziehen sich die Männer in die Kapitänskajüte zurück. Ihnen zu folgen und dort zu lauschen war meine erste Reaktion, doch ich sollte mich besser zurückhalten. Ich kehre zurück zu Paolo und dem Brief von Becca, den ich erst heute in aller Ruhe lesen kann. Es ist erstaunlich, wie so eine Brieftaube (oder war es eine Briefmöwe?), den Weg hierher an Bord gefunden hat. Es ist der zweite Brief, der mich hier auf der Reise erreicht hat, ob noch ein Dritter folgen wird?

Die Herren Schiffseigner haben sich übrigens entschlossen den ursprünglich vorgesehenen Zielhafen anzusteuern. Folglich geht es in Küstennähe ein Stück zurück bis wir am späten Nachmittag Chieti erreichen und dort geankert wird. Nun heißt es Geduld aufbringen und auf die üblichen Genehmigungen warten.

21. Ernting 1458 – Geduld

Ich habe eine Menge Eigenschaften, Geduld zählt jedoch nicht dazu. Und so stehe ich, von einem Bein auf das andere tretend, zappelig an der Reling und blicke sehnsüchtig an Land. Es gibt nichts Schlimmeres als im Ungewissen gelassen zu werden und warten zu müssen.

Die beiden Herren und auch Sil machen sich rar. Ich vermute sie gehen ihre Warenbestände durch und besprechen was sie auf den Märkten kaufen wollen – wenn wir denn erst einmal wieder an Land sind. Auch ich habe mir Gedanken gemacht, doch meine Wünsche fallen bescheiden aus und ich bin schnell mit den Vorbereitungen zum Landgang fertig. Ich muss nicht unbedingt Waren kaufen und handeln, das ist nun einmal nicht meine Welt, da ich viel zu gutgläubig dabei vorgehe. Mich zieht es in die Garküchen im Hafen, zu den Gewürzhändlern und in die kleinen Seitengassen zu den Handwerkern. Mir ist endlich eingefallen, was ich den drei Schiffsbesitzern schenken kann. Aber das wird hier nicht verraten ...

Die Stunden ziehen sich dahin wie zähes Pech und noch immer gibt es keine Erlaubnis zum einlaufen in den Hafen. Mit dem Smutje gehe ich die Einkaufsliste durch. Mir steht der Fisch langsam bis zum Hals, der Kerl muss unbedingt Abwechslung auf den Speiseplan bringen, ansonsten sehe ich ihn Griechenland nicht erreichen.

Es wird Abend, Ernüchterung kommt auf. Die Stimmung ist gedrückt, niemand mag so richtig reden, daher geht jeder seiner Wege. Wieder ein verlorener Tag ...

22.+23. Ernting 1458 – Chieti, Silvi oder doch Rijeka?

Weder in Chieti noch in Silvi will man uns haben. Der Grund sind (angeblich) überfüllte Häfen. Wären wir nur zwei Stunden eher vor der italienischen Küste angekommen, dann hätte uns das Glück geküsst aber so ...  Wären und hätten ...

Die Männer haben sich beraten und den Vorschlag unterbreitet zurück nach Parenzo oder Rijeka zu segeln. Mir sind beide Orte egal. Mein Hauptaugenmerk liegt weniger darin, wo der Markt am günstigsten ist sondern eher darin, die Vorräte einzuteilen. Meine Bestände reichen noch für drei Tage, dann sind Paolo und ich auf das Wohlwollen des Smutje angewiesen. 

Es geht nun also nach Rijeka, so wurde es gemeinschaftlich entschieden. Sehnsüchtig stehe ich an der Reling und sehe dabei zu wie das Festland langsam am Horizont verschwimmt und nur noch Wasser uns umgibt.

Erschreckend stelle ich fest, wie sehr mir fester Boden unter den Füßen fehlt, denn wir werden länger als erhofft bis an die kroatische Küste brauchen. Kaum sind wir allein auf dem Meer, da stellt der Wind sich gegen uns. Nur noch laue Lüftchen, nichts was den „Falken“ tatsächlich voran bringt. Ein Murren kommt unter der Mannschaft auf und ein erstes Gerücht ...  Wie sehr wünschte ich mir, Maxl hätte in Lezhě wenigstens ein Huhn an Bord gebracht. Marci brauche ich damit nicht kommen, für ihn ist so etwas dusseliger Aberglaube. Wie reagierte er, wenn so ein „Humbug“ sich jedoch als wirkungsvoll herausstellen würde? Nun gut, der Herr Kapitän ist Aristot und darf an solche Dinge nicht glauben. Da habe ich es als Freigeist wesentlich besser.

24. Ernting 1458 – Rijeka einmal anders

Erneut ist Rijeka unser Ziel, diesmal kommen wir mit dem Schiff. Es gibt einen Ankerplatz für uns – welch Freude. Es müssen nur die Namen der Passagiere und die Aufenthaltsdauer angeben werden und ist uns ein Landgang am kommenden Tag sicher.

Doch kaum liegen wir am Kai, da dämpft ein amtliches Schreiben unsere Freude. Der Markt von Rijeka ist vor einigen Tagen von Seefahrern geplündert worden. Außerdem wird uns erklärt, wir dürfen nur Waren verkaufen, wenn wir vorher Holz im Wert von 14 Talern erwerben. Nur gut dass wir kaum etwas zum Verkaufen haben, denn Gewinn würden wir hier nicht erzielen, aber die wissen wir zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Maxl drohte mir heute eine Leine und ein Halsband für mich zu besorgen. Ich spiele mal wieder mit dem Gedanken mich selbständig zu machen und den Heimweg zu Fuß anzutreten. „Schuld“ ist eine Nachricht von Becca, die mir keine Ruhe lässt. Heimweh kommt auf und die Angst in Amstetten nicht mehr das vorzufinden, an dem Herz doch so sehr hängt.

Neeee ... was sind das für Tropfen hier auf der Seite, regnet es etwa oder sollten es tatsächlich Tränen sein?

25. Ernting 1458 – herbe Enttäuschung und eine Einladung zur Hochzeit

Am frühen Morgen finde ich mich an Land wieder. Wie ich dorthin gekommen bin ..., ich habe keine Ahnung. Wahrscheinlich bin ich erneut schlafgewandelt, anders kann ich es mir nicht erklären. Zum Glück bin ich anständig bekleidet und kann mich von daher gleich auf den Weg in den Ort zum Markt machen.

Den Weg hätte ich mir sparen können. Die Preise sind nicht mehr die selben wie noch vor einem Monat (ist es schon wieder so lange her?!). Lediglich für Brot und Mais gebe ich Geld aus, aber auch nur für so viel, dass ich die nächsten Tage über die Runden komme. Das Essen in den Wirtshäusern ist noch billig, meist aber alle.

Was tut Weib also um den Frust nicht an anderen auszulassen. Den Proviatkorb packen, sie Angelausrüstung schnappen, das Kind an die Hand und ab zum Fischen.

Alles in allem ist der Tag nicht weiter erwähnenswert und ich spare mir lieber den Rest der Tinte und noch etwas zu schreiben.

Eines muss ich jedoch noch erwähnen: eine Einladung zur Hochzeit. Erneut ist es ein Wunder, dass die Briefmöwe (diesmal ist es tatsächlich eine) mich gefunden hat. Die Möwe stammt aus dem Linzer Hafen und musste wegen Mangels an Tauben herhalten. So zumindest erkläre ich mir das Ganze. Mylons, ich nenne sie immer noch beim alten Namen und Dref werden am kommenden Sonntag in Passau heiraten. Es wäre meine sechste oder siebente Hochzeit, bei der ich zugegen sein könnte. Immer sind es die von Freunden und Bekannten, nie die eigene ...

 PS: Dringend Pergament, Tinte und Federn besorgen und einen Boten der nach Linz oder Passau reist!

26. Ernting 1458 – Rijeka zum Abgewöhnen

Es gibt noch eine Möglichkeit die Enttäuschung abzuarbeiten – im Steinbruch. Ich war schon eine Ewigkeit nicht mehr Steine behauen, dementsprechend war ich auch nur am Vormittag arbeiten. Noch jemand trieb sich an diesem Tag im Steinbruch herum und schlug auf die Steine ein, sodass sie beinahe Kieselformat annahmen, Maxl. Wenn seine Laune so ist wie sein Arbeitseifer, dann ist es besser ihm aus dem Weg zu gehen.

Nach einem ausgiebigen Mittagessen an Land, wo es endlich mal keinen Fisch gab, verbrachten Paolo und ich den Nachmittag am Strand. Der Kleine war mit Eifer dabei eine Burg zu bauen auch wenn das Ganze eher wie ein einfacher Berg aussah. Aber jeder Baumeister fing einmal klein an. Während Paolo buddelte, habe ich tatsächlich eine Burg gebaut, mit Wassergraben drum herum. Den Turm zierte am Ende gar eine Fahne.

Leider war das Bauwerk nicht für die Ewigkeit bestimmt, denn als Gypsi Antonio am Strand erblickte, jagte sie ohne Rücksicht auf mein architektonisches Meisterwerk auf den Kerl zu.

Leider war auch Antonio’s Verbleib an Land nur von kurzer Dauer, doch wir verabredeten uns für den Abend in einem Wirtshaus.

Gähnende Leere in den Schänken, ich fragte mich schon, ob Ausgangsverbot im Ort bestand, da kam Maxl. Wir plauderten über die missliche Lage vor Ort, überlegten ob es nicht angebracht wäre nach Pola oder Parenzo zu segeln. Die Händler in Parenzo hatten stets reichhaltig und preiswert Waren feilzubieten. Und Geldverdienen kann man dort ebenso.

27. Ernting 1458 – zurück an Bord

Es ist beschlossen, wir kehren Rijeka den Rücken und ziehen weiter. Es geht erneut nach Parenzo, der werte Herr Thai ist bereits informiert, Probleme mit einem Liegeplatz sollte es nicht geben.

Es war nicht leicht die Pferde zurück an Bord zu bringen, sie hatten sich gerade an frisches Gras gewöhnt und waren auch froh, dass das Schaukeln unter ihren Hufen vorbei war. Armer Dicker, was mute ich dir nur zu. Wenn wir in Parenzo sind, dann bekommt er guten Hafer.

Kaum zurück an Bord bekam ich vom Kapitän persönlich Lappen und Besen in die Hand gedrückt. Er glaubt doch nicht allen Ernstes, ich würde das Deck schrubben? Oder soll ich die Messe ausfegen? Meine Kajüte ist jedenfalls blitzblank, alleine schon weil Paolo auf dem Boden robbt muss es sauber sein.

Nur gut das gerade ein Matrose dumm genug war, grinsend neben mir Halt zu machen. Schon wechselten die Reinigungsutensilien den „Besitzer“ und ich kann unter Deck verschwinden. Den Nachmittag verbringe ich mit Paolo und Maxl. Der Herr hat sich den Fuß verletzt, wie das passiert ist werde ich besser nicht erwähnen. Damit er auch still liegt und nicht umher humpelt, werde ich vor Ort aufpassen. Mit plaudern und lachen vergingen die Stunden wie im Flug und ich muss gestehen, den Nachmittag sehr genossen zu haben.

28. + 29. Ernting 1458 – warum mögen Männer keinen Tee?

Magenschmerzen plagen mich und ich werde grummelig. Die Männer verziehen das Gesicht wenn ich mit meinem Tee durch die Messe schleiche. Nicht aus Mitleid, sondern wegen dem Duft der meinem Teebecher entsteigt. Sie haben ja gar keine Ahnung wie gut Anis-Fenchel-Tee schmeckt. Ich könnte wetten sie würden ihn auch trinken wenn es ihnen nicht gut ginge, da können sie jetzt sagen was sie wollen.

Zurück in meinem kleinen Kabuff hocke ich mich auf das dicke Kissen am Boden und spiele mit Paolo. Lange halte ich es so nicht aus, denn vom zusammenkauern tut der Magen noch mehr weh. Von daher bin ich froh dass Antonio vorbei schaut. Der Gute macht sich Sorgen, wie rührend. Er nimmt den Kleinen mit an Deck damit ich Ruhe habe, mich ausstrecken (was in der etwas zu kurz geratenen Koje mal gerade so geht) und schlafen kann. Tatsächlich verschlafe ich den Großteil des Samstags und ich habe nur minimal ein schlechtes Gewissen am nächsten Tag.

Sonntagabend bin ich in Gedanken in Passau. Mylons und Dref heiraten. Ihre Einladung erreicht mich auf wundersame Weise in Rijeka. Selbst wenn wir wie ursprünglich geplant länger vor Ort geblieben wären, hätte ich den Weg nicht geschafft.

Auf wie viel Hochzeiten war ich eigentlich? Es fing an mit der von Marie & Laricien, dann Paula & Marci, Becca & Feile, Sara & Neeyo, Claire & der Herzog von Bayern, Lillibeth & Maxim ...  Wenn ich keine vergessen habe, dann dürfte dies die siebte sein. Wenn das Dutzend voll ist, ob ich dann dran bin? Doch so dumm wird kein Kerl sein und ich bin Streitereien und Endlosdiskussionen über eine verkorkste Beziehung leid. Außerdem kann es nur ein Gegenstück geben und mein Gegenstück ist lange tot.

(Notiz für mich: Ausschau nach weißen Rosen halten!!!)

30. Ernting 1458 –  wir dümpeln vor Parenzo

Mir geht es wieder besser, die Aussicht auf Landgang hat wohl dazu beigetragen. Doch als ich an Deck kam und erwartete, dass das Schiff am Kai liegen würde ...

Nun es war spät gestern, Sonntag noch dazu. Der Hafenmeister hat auch ein Recht auf Feierabend. Also schnappe ich mir Lu Ling, den Smutje und gehe mit ihm die Einkaufsliste durch. Räucherwaren, Gepökeltes und Käse soll er besorgen und nicht wieder nur Fisch. Wir werden lange genug vor Ort bleiben um die Bauernhöfe in der Umgebung aufzusuchen. Obst, Gemüse und Fleisch müssten dort billiger sein als auf dem örtlichen Markt. Vielleicht finden wir auch Pilze. Und Kräuter muss er besorgen, seine Gerichte sind mir einfach zu fad gewürzt. Ich liebe es scharf und .... und denke wieder nur an mich ...

Nach langer, hitziger Debatte mit dem Asiaten – unser lautstark geführter Wortwechsel amüsierte die Mannschaft köstlich – bin ich zum Entschluss gekommen, ihm öfters beim Kochen über die Schulter zu schauen. Er machte Andeutungen, dass er nach frei laufenden Streunern Ausschau halten wolle. Ob er damit Hühner und anderes Federvieh meinte, das sich vom Bauernhof entfern hatte?

Nun wird es aber Zeit mir eine eigene Einkaufsliste zu erstellen. Dringend brauche ich Kleidung und Spielzeug für Paolo, denn er wurde mir mit nur einem kleinen Bündel an Habseligkeiten übergeben. Auch ich könnte wärme Sachen gebrauchen, sollten wir tatsächlich bis weit in den Herbst hinein unterwegs sein. Als wir vor knapp zwei Monaten aufbrachen, da war Hochsommer. Von maximal drei Monaten Reisedauer ging ich damals aus, dementsprechend ist auch der Inhalt meiner Reisetruhe. Ob Sil weitsichtiger geplant hat?

31. Ernting 1458 – Wenn ich ein Feuerteufel wäre ...

Welch Erstaunen als ich mich am Morgen in meiner Koje wiederfinde und nicht auf dem Anlegesteg. Hat Marci mir Ausnahmsweise keinen Tritt in meinen Allerwertesten gegeben. Ich stehe oben auf der Planke die hinunter zum Steg führt, da schießt wie ein Pfeil Gypsi an mir vorbei. Gerade noch so finde ich die Balance wieder, ansonsten hätte ich mich sehr zur Freude einiger Matrosen im Hafenbecken wiedergefunden. Ich brauchte mich gar nicht umsehen um ihre schadenfrohen Gesichter zu sehen, ihr Gelächter war nicht zu überhören. Antonio warten bereits mit Paolo auf mich und gemeinsam gehen wir in den Ort.

Als die Taverne „Dal Drago Bianco“ in Sichtweite kommt, ziehe ich Antonio in eine andere Richtung. Er blickte mich verwundert an und schien zu merken das mich etwas bedrückte, doch er fragte nicht. Später am Abend erzählte ich ihm warum ich einen Bogen um die Taverne machte. Wieder kommen die Erinnerungen hoch und der Schmerz ist noch der selbe wie vor vier Wochen. Zwei Wochen werden wir (voraussichtlich) in Parenzo bleiben, das sind vierzehn Tage Erinnerungen, dreihundertsechsunddreißig Stunden ein Wechselbad der Gefühle zwischen Hass und Wut, Enttäuschung und Mitleid, Trauer und Zuversicht. Ich möchte eine der Fackel nehmen, mich in die Küche der Taverne schleichen und dort die Fackel neben dem Herd fallen lassen - „rein zufällig“ versteht sich. Die Erinnerungen auslöschen ...

Schlechter Einfall, da werfe ich lieber mit Steinen nach Möwen, die Paolo unheimlich vorkommen. Er fängt an zu weinen wenn sie wild kreischend über ihm fliegen und versuchen nach dem Brot in seiner Hand zu schnappen.

 

 

 

 



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